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Das Glaukom oder „Grüner Star“  ist ein Überbegriff für verschiedene Erkrankungen des Auges. Eine Schädigung des Sehnerven und der Netzhautnervenfasern führt zu typischen Gesichtsfelddefekten. Der erhöhte Augeninnendruck (IOD) ist oft der wesentliche Risikofaktor, aber nicht immer. Es kann auch eine gestörte Durchblutung eine wichtige Rolle spielen.

2. Welche Glaukomarten gibt es?

Das POWG ist mit ungefähr 80% die häufigste Glaukomform in Europa.  1% der Österreicher ist an dieser Glaukomform erkrankt. Mit zunehmendem Alter steigt auch die Gefahr daran zu erkranken. Bei den über 90-jährigen finden wir schon in mehr als 5% der Menschen dieses Glaukom. Die Bezeichnung Offenwinkelglaukom kommt vom sogenannten offenen „Kammerwinkel“, jenem Bereich in dem vereinfacht gesagt die Hornhaut und die Regenbogenhaut (Iris) aufeinander treffen und einen Winkel bilden.
Der Kammerwinkel ist jener Bereich in dem das sogenannte Kammerwasser, welches vor allem für die Ernährung von Hornhaut und Linse zuständig ist, abfließt. Man findet bei der Untersuchung des Kammerwinkels (mit einem Kontaktglas) keine sichtbaren Veränderungen. Trotzdem ist man der Meinung, daß in den meisten Fällen ein erhöhter Abflußwiderstand die normale Funktion stört. Man kann, wenn man die Strukturen histologisch (d.h. Gewebeuntersuchung unter dem Mikroskop) betrachtet altersbedingte, postentzündliche oder auch verletzungsbedingte Veränderungen finden. Auch enzymatische und genetische Faktoren werden verantwortlich gemacht.
Beim POWG haben die Betroffenen üblicherweise lange Zeit keine Beschwerden oder Symptome.  Der Augendruck steigt meist langsam über Monate bis Jahre an, die Drucksteigerung ist schmerzfrei. Der Schaden am Sehnerv und im Gesichtsfeld entwickelt sich ebenfalls langsam und schleichend. Daher wird er auch erst spät von den Erkrankten bemerkt. Dann ist aber der Schaden meist schon weit fortgeschritten und irreversibel. Das heißt, jeder Gesichtsfelddefekt, der aufgetreten ist, bleibt leider erhalten und kann durch keine Therapie aufgehoben werden. Das POWG ist eine chronische fortschreitende Erkrankung. Das Therapieziel ist es das Fortschreiten der Erkrankung zum  Stillstand zu bringen oder zumindest so zu verlangsamen, daß keine weitere relevante Einschränkung der Lebensqualität erfolgt. Dies gelingt in vielen Fällen, vorausgesetzt die Patienten halten sich genau an die Empfehlungen der behandelnden Ärzte, d.h. zuverlässige genaue Therapietreue und einhalten der empfohlenen Untersuchungen und Kontrollen.

Dabei kommt es ebenfalls zu den typischen Veränderungen am Sehnerv und im Gesichtsfeld, der Augeninnendruck ist dabei aber immer im Normbereich (10-21 mm Hg), aber eben nicht niedrig. Eine gestörte Durchblutung des Sehnervenkopfes wird in vielen Fällen für den Schaden verantwortlich gemacht. Aber auch allgemeinere Durchblutungsstörungen und auch ein niedriger Blutdruck spielen vermutlich eine Rolle. Genauere Studien und Forschung laufen seit vielen Jahren, wirklich überzeugende klinisch relevante Daten haben wir aber leider noch nicht. Die Durchblutung direkt am Sehnerven zu verbessern ist unser Ziel, aber es gibt noch keine allgemein akzeptierten Therapiekonzepte, außer jenes, auch in diesen Fällen den Augeninnendruck zu senken. Diese Patienten benötigen einen besonders niedrigen IOD.  Durchblutungsverbessernde Maßnahmen werden oft begleitend ergriffen. Zur Abklärung eventueller zusätzlicher Risikofaktoren werden unter Umständen noch andere Untersuchungen durchgeführt, z.B.: Untersuchung der Halsschlagader ( Carotis Duplex), 24 – Stunden Blutdruckmessung (um festzustellen ob es einen nächtlichen Blutdruckabfall gibt), Schlaflabor (ob es im Schlaf Atemaussetzer gibt).

Weltweit ist dies die häufigste Glaukomform, in Mitteleuropa kommt sie bei ungefähr 10% aller Glaukome vor. Weitsichtigkeit und eine gewisse erbliche Neigung sind die wesentlichen Risikofaktoren. Der zuvor beschriebene Kammerwinkel ist im Normalfall ungefähr 45° weit offen. Beim Winkelblock ist dieser Winkel deutlich enger und er kann sich in gewissen Situationen (z.B.: bei weiterer Pupille wenn man in einem relativ dunklen Raum sitzt) verschließen=blockieren.  Dieser Blockmechanismus tritt anfangs meist für ein paar Minuten auf, aber im Laufe der Zeit immer häufiger und länger. Es kommt zu Verklebungen des ursprünglich noch zu öffnenden aufdrückbaren Kammerwinkels und wir sprechen von einem chronischen Winkelblock. Wenn zusätzlich Schäden am Sehnerv und Gesichtsfeld bestehen, handelt es sich um ein Winkelblockglaukom. Im Gegensatz zum POWG ist beim Winkelblock ein operatives Vorgehen, eine sogenannte Iridotomie (mit Laser) oder Iridektomie ( mit dem Skalpell) als Ersttherapie erforderlich. Wenn rechtzeitig behandelt wird, dann kann es zu einer Heilung kommen (aber nur in diesen seltenen Fällen!!), regelmäßige Kontrollen durch den Augenarzt sind aber in jedem Fall erforderlich.


Diese Glaukomform tritt häufiger bei Männern als bei Frauen auf (sonst ist es meist umgekehrt). Der Erkrankungsbeginn ist meist zwischen dem 20. Und 40. Lebensjahr. Besonders Kurzsichtige haben ein deutlich höheres Risiko. Es besteht meist eine spezielle  anatomische Voraussetzung. Der Kammerwinkel ist meist sehr weit und offen. Die Regenbogenhaut (Iris) ist hängemattenartig nach hinten gebogen. Das an ihrer Rückseite gelegene sogenannte „Pigmentblatt“ kann an der Linse scheuern und die Pigmentzellen werden aus dem Pigmentblatt „abgerieben“. Diese Zellen werden durch das Kammerwasser verteilt und vor allem im Trabekelwerk abgelagert. Diese Überfrachtung mit Pigmentzellen führt zu einer Verstopfung wie bei einem Sieb, wenn wir zu viel Sand auf einmal hineingeben. Der Augendruck steigt an, weil der Abfluss nicht ausreichend gewährleistet ist.  Auch an der Hornhautinnenseite können wir diese abgelagerten Pigmentzellen sehen. Solange nur die Pigmentdispersion besteht sprechen wir vom Syndrom, wenn auch Sehnerv/Gesichtsfeld geschädigt sind, handelt es sich um ein Pigmentdispersionsglaukom. Verschiedene Laserbehandlungen sowie die medikamentöse Therapie stehen uns primär zur Verfügung.

Diese Glaukomform tritt meist erst im höheren Alter auf. Es kommt dabei in den verschiedensten Augenabschnitten zur Ablagerung eines weisslichen feinfasrigen Materials. Ursprünglich war man der Meinung, daß dieses Material einer Abschilferung des Linsenepithels entspringt und nannte es Kapselhäutchenglaukom. In Wirklichkeit findet man diese Ablagerungen in vielen Teilen des Auges (zB: Hornhaut, Iris), aber auch in anderen Organen z.B.: Herz, Niere, Leber, Haut.  Wir wissen nicht genau welche Zusammenhänge da bestehen. Es wird aber eine erbliche Veranlagung diskutiert. Wenn man diese Glaukomform hat ( nicht jeder der eine Pseudoexfoliation hat muss auch ein Glaukom bekommen), dann ist sie schwerer zu behandeln, die Druckerhöhung kann sehr schwankend und ausgeprägt sein.

Man kann auch nach einem Schlag aufs Auge oder einer tiefgreifenden Augenverletzung am Glaukom erkranken. Dabei kann das Glaukom unter Umständen erst Jahre und Jahrzehnte nach der eigentlichen Verletzung entstehen.

Cortison, ein oft sehr hilfreiches Medikament, kann als unerwünschte Wirkung bei manchen Menschen den Augeninnendruck erhöhen. Diese Drucksteigerung tritt meist innerhalb weniger Wochen auf. Je näher am Auge Cortison gegeben wurde und je länger, desto eher die Drucksteigerung. Es kann aber auch bei längerfristiger Cortisontherapie mit Injektionen oder Tabletten zu diesen Drucksteigerungen kommen. Wenn man die Cortisontherapie absetzt, normalisiert sich der IOD bei vielen wieder. Aber je länger die Therapie war, desto eher ist es möglich, daß der IOD hoch bleibt und eine lebenslange augendrucksenkende Therapie erforderlich ist. Es sollte daher jeder, der eine längere cortisonhältige Therapie aus welchen Gründen auch immer benötigt, eine augenärztliche Kontrolle durchführen lassen.

Ziel ist es das individuelle Risikoprofil für die Glaukomerkrankung zu erheben. Zuerst erfolgt die Anamnese und Voruntersuchung bei der Orthoptistin. Vor dem Sehtest werden noch einige wichtige Fragen gestellt, z.B.:

a.    Gibt es Glaukom in der Familie ?
b.    Wann war der letzte Augenarztbesuch?
c.    Haben Sie Asthma, Herzrhythmusstörungen, Schlaf Apnoe, Allergien?
d.    Leiden Sie unter hohem Blutdruck oder Diabetes?
e.    Nehmen Sie oder haben Sie früher Cortison genommen? Egal ob als Tablette, Injektion? Augentropfen…
f.    Nehmen Sie regelmäßig Medikamente?
g.    Hatten Sie eine Augenverletzung?

Eine Bestimmung der Sehschärfe für jedes Auge separat für Ferne und Nähe ist selbstverständlich.  Die Messung des Augendrucks ist Standard. Es wird in weiterer Folge das eventuelle Glaukomstadium für jedes Auge festgestellt. Dafür sind vor allem eine genaue Untersuchung von  Sehnerv, Netzhaut und Gesichtsfeld notwendig. Der Kammerwinkel wird zur Differenzierung der Glaukomformen mittels Kontaktglas untersucht.

Nein, keine der Untersuchungen ist schmerzhaft. Sowohl bei der Messung des Augeninnendrucks, der Pachymetrie (Vermessung  der Hornhautdicke) als auch bei der Untersuchung mit dem Kontaktglas wird ein Lokalanästhetikum eingetropft. Diese Tropfen können wenige Sekunden etwas brennen, die Untersuchung, respektive Messung, ist völlig schmerzfrei. Die anderen Untersuchungen sind berührungslos.    

Prinzipiell ist festzuhalten, daß der „Grüne Star“ oder auch Glaukom genannt, die zweithäufigste Erblindungsursache in der industrialisierten Welt ist. Im Gegensatz zur Makuladegeneration, wo immer ein zumindest geringes Restsehvermögen erhalten bleibt, kann man beim Glaukom wirklich vollkommen erblinden. Dies betrifft aber fast immer nur Patienten, die erst sehr spät diagnostiziert werden oder Erkrankte, die nicht die notwendigen Medikamente nehmen und nicht die empfohlenen Untersuchungen durchführen lassen. Wenn ein Betroffener erst zum Augenarzt geht, wenn er glaukomassozierte Beschwerden hat, ist das Gesichtsfeld meist schon sehr weit geschädigt. Den erhöhten Augeninnendruck spürt man meist nicht.

Es gibt leider keine Prophylaxe( Vorbeugung), damit man nicht am Glaukom erkrankt. Wenn man am Glaukom erkrankt ist, gibt es nur wenig Einschränkung für die tägliche Lebensführung. Sie können normal Sport betrieben, Reisen, Alkohol im normalen Rahmen genießen. Die früheren Empfehlungen keine Krawatten zu tragen, Kaffee zu vermeiden etc, sind nicht aufrecht zu halten. Ungünstig ist Nikotinkonsumation, da dies zu einer Verengung der Gefäße führt und damit die Durchblutung am Sehnerv beeinträchtigt wird.

Cortison kann zu einer Augendruckerhöhung führen. Dies ist vor allem bei Glaukomkranken beobachtet worden. Es ist dabei egal ob Kortison in Augentropfen, Tabletten, Hautsalbe gegeben wird. Man sollte in solchen Fällen in jedem Fall zum Augenarzt gehen und sich diesbezüglich untersuchen lassen. Bei manchen Medikamenten ( zB: Krampflösenden Medikamenten) kann es zu einer Erweiterung der Pupille und damit zu einem Glaukomanfall kommen.  Der Augenarzt kann Ihnen sagen, ob Sie die anatomischen Voraussetzungen für einen Glaukomanfall haben. Bei Patienten mit Offenwinkelglaukom ist es in der Regel unproblematisch diese Medikamente zu nehmen.

Einen mäßig erhöhten Augeninnendruck kann man nicht spüren. Nur beim akuten Glaukomanfall, wenn der Augendruck innerhalb von wenigen Stunden massiv ansteigt ( bis 70 mm Hg), ist es möglich ein Druckgefühl/Schmerzen zu haben. Es kann aber dabei auch vorkommen, daß die Betroffenen ein reizfreies Auge und gar keine lokalen Schmerzen haben, dafür aber über Kopfweh, Übelkeit und/oder Erbrechen klagen. In Bezug auf das Sehvermögen kann man unter Umständen Farbringe (wie Regenbogenfarben) um die Lichtquellen oder vorrübergehendes Nebelsehen bemerken.

Ja, das Risiko selbst am Glaukom zu erkranken, wenn in der Familie (vor allem erstgradig Verwandte) Glaukom vorliegt ist deutlich erhöht. Daher ist es besonders wichtig, die Verwandten darüber zu informieren und Ihnen die augenärztliche Glaukom-Untersuchung zu empfehlen, auch wenn diese (derzeit) keine Beschwerden haben.

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